Pranayama – welche Rolle die Atmung beim Yoga spielt

Woran denkst du, wenn du das Wort „Yoga“ hörst? 

Den meisten Menschen hierzulande fallen wahrscheinlich an erster Stelle die Asanas ein, also die inzwischen ziemlich weithin bekannten Yogahaltungen. An Atemübungen – auf Sanskrit Pranayama genannt – denken vermutlich eher die, die schon ein bisschen mehr Yoga-Erfahrung haben.

Das ist schade, denn unsere Atmung ist ein kraftvolles Werkzeug. Die Verschmelzung von Atem und Bewegung ist nicht zuletzt das, was Yoga so besonders und effektiv macht. Und nicht nur das: Wir können unseren Atem bewusst nutzen, um uns sofort besser zu fühlen und langfristig unser gesamtes Wohlbefinden zu steigern. 

Wie und warum das funktioniert? Das schauen wir uns hier genauer an.

Was bedeutet Pranayama?

Die Atemübungen sind tief in der yogischen Tradition verankert. Genau genommen geht es dabei sogar nicht nur um den rein physischen Vorgang der Atmung, sondern um viel mehr: Das Wort „Prana“ beschreibt auf Sanskrit unsere Lebensenergie oder Lebenskraft. Dazu kommen die Begriffe „Yama“ bzw. „Ayama“, die so viel wie „Kontrolle“ bzw. „Ausdehnung“ bedeuten.

Im weiteren Sinne wollen wir mit Pranayama also unsere Lebensenergie ausdehnen oder freier fließen lassen. Und das erreichen wir, indem wir unseren Atem kontrollieren. Dazu gibt es verschiedene Übungen und Techniken, die unterschiedliche Wirkungen haben. Dabei wird zum Beispiel die Länge von Ein- und Ausatmung variiert oder der Atem für eine gewisse Zeit bewusst gehalten. 

Wie Atmung und Stimmung zusammenhängen

Die Übungen funktionieren, weil sich unsere Atmung und unsere Gefühle gegenseitig beeinflussen. Das lässt sich im Alltag ganz oft beobachten: In angespannten Situationen atmen wir automatisch flacher. Wenn wir einen spannenden Film anschauen, halten wir unwillkürlich den Atem an – bestimmt fallen dir noch weitere Beispiele ein.

Dieser Zusammenhang spiegelt sich übrigens auch buchstäblich in unserer Sprache wider: Wir sprechen davon, dass uns vor Empörung die Luft wegbleibt oder dass wir nach einer stressigen Phase endlich wieder durchatmen können. 

So kommen wir zurück zu Pranayama – genau diesen Effekt können wir nämlich auch umgekehrt nutzen. So wie unsere Stimmung Auswirkungen auf unsere Atmung hat, können wir durch gezieltes Atmen beeinflussen, wie wir uns fühlen. Der Grund dafür ist, dass wir über die Atmung (zumindest in gewissem Maße) Einfluss auf unser Nervensystem nehmen können. Vereinfacht gesagt können wir es also durch verschiedene Atemübungen gezielt beruhigen oder aktivieren.

Was Pranayama zu unserer Gesundheit beitragen kann

Vom Prinzip her klingt das fast schon zu einfach, aber es funktioniert tatsächlich. Wer regelmäßig Pranayama praktiziert, kann langfristig viele positive Effekte beobachten. 

Hier nur ein paar mögliche Beispiele:

    • Gestärktes Immunsystem
    • Bessere Schlafqualität
    • Klarer Geist
    • Verbesserte Konzentrationsfähigkeit
    • Niedrigeres Stresslevel
    • Stärkere Lungenfunktion

…und noch vieles mehr. 

Für den Anfang ist es übrigens eine gute Idee, Pranayama unter Anleitung eines fachkundigen Lehrers zu üben. Das macht es für Neulinge nicht nur zugänglicher, sondern gerade bei den intensiveren Übungen auch sicherer.

Zum Ausprobieren: die Ujjayi-Atmung

Einfache Techniken lassen sich aber auch als Anfänger problemlos ausprobieren. 

Hier deshalb zum Abschluss noch eine Übung, die du vielleicht schon einmal gehört hast: die sogenannte Ujjayi-Atmung. Als Pranayama-Basic kommt sie in vielen Yogastunden zum Einsatz. Sie wirkt aktivierend und ist hervorragend geeignet, um die Gedanken zur Ruhe zu bringen.

Und so praktizierst du sie:

Am besten fängst du im aufrechten Sitz an. Schließ die Augen und nimm ein paar tiefe Atemzüge. Stell dir dann vor, dass du bei der Ausatmung einen Spiegel oder eine Fensterscheibe anhauchst – nur, dass du dabei den Mund geschlossen hältst. Es sollte ein leises Rauschen in deiner Kehle entstehen, weshalb die Technik manchmal auch „ozeanische Atmung“ genannt wird. Auf diese Weise atmest du nun gleichmäßig in langen und tiefen Zügen durch die Nase ein und aus.

Nimm dir Zeit, um dich an das Gefühl zu gewöhnen – das Ganze sollte ohne Anstrengung ablaufen. Als nächsten Schritt kannst du die Technik dann auch in deine Asana-Praxis einbauen. Die Ujjayi-Atmung macht deine Praxis intensiver und hilft dir, präsent zu bleiben.

Auch in unsere Yogakurse beziehen wir natürlich Pranayama mit ein – schau doch mal auf unseren Kursplan.